Was bedeutet Merit-Order?
Definition
Inhaltsverzeichnis
Strompreis
An der Strombörse ergeben sich die Börsenpreise aus der Schnittstelle von Angebot und Nachfrage. Der sogenannte Market-Clearing-Price (MCP) bzw. Markträumungspreis ist das letzte Angebot, welches einen Zuschlag erhält. Das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten – das Grenzkraftwerk – definiert den Börsenpreis für alle eingesetzten Kraftwerke. Die Energiewirtschaft bezeichnet diesen Preisbildungsmechanismus als „uniform pricing“ , da alle Kraftwerke denselben Preis für ihre Einspeisung ausgezahlt bekommen, auch wenn sie unterschiedliche Preise geboten haben.
Sofern Kraftwerke in der Lage sind, einen niedrigeren Preis als den des Grenzkraftwerkes anzubieten, können diese einen Überschuss einfahren. Diese Marge, der Deckungsbeitrag, gleicht die eigenen Fixkosten aus.
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Merit-Order-Effekt (MOE)
Innerhalb der Merit-Order verschieben dauerhaft sinkende Stromproduktionskosten die herkömmliche Kraftwerksreihenfolge. Ein solcher Effekt lässt sich zurzeit insbesondere durch die wachsende Einspeisung Erneuerbarer Energien (Photovoltaik, Windenergie, Biomasse) beobachten. Fluktuierend einspeisende Photovoltaik- und Windkraftwerke mit Grenzkosten nahe bei Null stoßen in den Markt vor und verdrängen Spitzenlastkraftwerke in der Merit-Order weit nach hinten. Die Energiewirtschaft bezeichnet dieses Phänomen als Merit-Order-Effekt (MOE) der Erneuerbaren Energien. Nur die Residuallast – den verbleibenden Strombedarf, den die Erneuerbaren Energien nicht decken können – müssen konventionelle Kraftwerke nach wie vor ausgleichen.

Kritik am Merit-Order-Modell
Bei dem Merit-Order-Modell handelt es sich um ein statisches Beschreibungsmodell, das für die Darstellung der kurzfristigen Strompreisbildung gut geeignet ist. Um die langfristige Entwicklung von Strompreisen kalkulieren zu können, bedarf es jedoch eines modifizierten Strommarktmodells, das langfristige Effekte berücksichtigt. Ein solches Strommarktmodell bezieht die Einsatz-, Zubau- und Stilllegungsentscheidungen der Anlagenbetreiber mit ein und berücksichtigt auch die Fixkosten. Schließlich wird kein Kraftwerksbetreiber mehr Kraftwerke bauen, wenn mit dem Stromverkauf nur die Grenzkosten gedeckt werden könnten. Die enorm hohen Investitions- und Rückbaukosten von Atomkraftwerken bilden sich im Merit-Order-Modell nicht korrekt ab – ebenso wenig wie die tatsächlichen Gesamtkosten der Erneuerbaren Energien.
Das Modell setzt außerdem eine Vermarktung des gesamten Stroms über die Börse voraus – was aber nicht immer der Fall ist. Manche Anlagenbetreiber verbrauchen ihren produzierten Strom selbst. Ohne diese Wechselwirkungen zu betrachten, kann das Merit-Order Modell das Potential der Erneuerbaren Energien, nämlich Preise zu beeinflussen, überschätzen. Das Merit Order-Modell spiegelt somit keinesfalls vollkommen die Realität wieder und über das tatsächliche Ausmaß des Merit Order-Effekts wird viel diskutiert und spekuliert.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
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