Die Grenzen zwischen den einzelnen Regelzonen sind dabei vor allem rechtlich gezogen – es handelt sich also nicht um völlig isolierte Inselnetze. Tatsächlich sind sie alle über Kuppelstellen miteinander verbunden, durch die permanent der in Deutschland und seinen Nachbarstaaten produzierte Strom fließt. Die ÜNB haben die Pflicht, in ihrer Regelzone Frequenzschwankungen zu verhindern, die über einen Toleranzbereich um 50 Hertz hinausgehen. Wenn sie dieser Pflicht nicht nachkommen, wären regionale oder sogar flächendeckende Stromausfälle die Konsequenz. Zu diesem Zweck gibt es positive und negative Regelenergie oder Regelleistung. Die positive Regelenergie wird zum Ausgleich eingesetzt, wenn die Frequenz unter 50 Hertz sinkt, also zu wenig Strom im Netz ist. Negative Regelenergie wird hingegen benötigt, wenn die Frequenz über 50 Hertz liegt, also zu viel Strom im Netz ist. Wie das genau funktioniert, können Sie in unserem Wissenstext zur Regelenergie nachlesen.
Innerhalb einer Regelzone müssen alle Stromproduzenten und kommerziellen Stromabnehmer jeden Tag den ÜNB die Strommengen mitteilen, die sie innerhalb ihrer so genannten Bilanzkreise in jeder Viertelstunde des Folgetages produzieren oder verbrauchen wollen. Die Akteure im Strommarkt sind dann dafür verantwortlich die Fahrpläne einzuhalten, die sie am Vortag gemeldet haben und somit ihre Bilanzkreise auszugleichen. Abweichungen vom Fahrplan, d.h. über- oder unterproduzierte Mengen, werden vom ÜNB zunächst mit den über- und unterproduzierten Strommengen anderer Bilanzkreise verrechnet. Die darüber hinausgehenden Abweichungen werden mit Regelenergie ausgeglichen und dem verantwortlichen Strommarktakteur in Rechnung gestellt. So gewährleisten die ÜNB in ihrer Regelzone, dass der Strom möglichst effizient verteilt wird und nur auf der Ebene der gesamten Regelzone überschüssige oder fehlende Strommengen durch Regelenergieabrufe ausgeglichen werden müssen.
Jeder einzelne ÜNB sorgt also dafür, dass innerhalb seiner Regelzone keine größeren Schwankungen im Netz geschehen. Dabei könnte man sich als Beispiel vorstellen, dass in TenneTs Regelzone die Netzfrequenz gerade knapp über 50 Hertz liegt und darum 80 MWh negative Regelenergie abgerufen werden, um das Netz zu stabilisieren. Zur gleichen Zeit hat Transnet BW jedoch eine Frequenz knapp unter 50 Hertz und ruft 100 MWh positive Regelenergie ab. In diesem Beispiel wäre es natürlich effizienter, wenn die Bedarfe an positiver und negativer Regelenergie miteinander verrechnet würden wie es auch innerhalb der einzelnen Regelzonen geschieht. Dann müsste Transnet BW nur den Überschuss von 20 MWh positiver Regelenergie abrufen. So könnten Aufwand und Geld gespart werden.
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Und so passiert es auch tatsächlich: Denn über die einzelnen Regelzonen hinaus gibt es ein Verbundnetz der deutschen Übertragungsnetze, den Netzregelverbund, der zusätzlich von Amprion geregelt wird. Überschüssiger Strom aus einer Regelzone wird über die Kuppelstellen in Gegenden geleitet, bei denen gerade Strom fehlt. Innerhalb dieses Verbundnetzes werden die Einspeisungen und Entnahmen regelzonenübergreifend saldiert. Nur die darüber hinausgehenden Abweichungen werden durch positive oder negative Regelenergie ausgeglichen. So ist die Netzstabilisierung dank des Netzregelverbunds effizienter organisiert und die ÜNB können geringere Mengen an Regelenergie vorhalten, da die Regelzonen sich in einem ersten Schritt zunächst gegenseitig aushelfen.