Ein oft genanntes Argument für den verstärkten Ausbau von Solar- und Windenergie ist der saisonale Ausgleich dieser beiden Technologien. Während Solaranlagen in den Sommermonaten besonders hohe Leistungen erzielen, entfaltet die Windkraft vor allem im Winter und Frühling ihr volles Potenzial. Im vergangenen September konnte dieser Übergang deutlich beobachtet werden: Dank des sonnigen Spätsommers erreichte die Einspeisung von Solarstrom in den ersten beiden Septemberwochen mehrmals die 30-Gigawatt-Grenze. Zum Monatsende hin gewann die Windkraft an Stärke und übernahm den Großteil der Stromproduktion.
Dieses Zusammenspiel führte erwartungsgemäß nicht nur zu einem erneut hohen Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Stromverbrauch in Deutschland (60,9 % im Vergleich zu 57 % im Vormonat), sondern auch zu einem leichten Rückgang der Strompreise im Spotmarkt.
Im September lag der Durchschnittspreis für einen Stundenkontrakt im Day-Ahead-Handel der Spotbörse bei 7,831 Cent pro Kilowattstunde, was einem Rückgang von 4,56 % im Vergleich zum Vormonat entspricht. Solarstrom erzielte einen mengenbasierten Durchschnittspreis von 4,512 Cent pro Kilowattstunde, was im Vergleich zum August einen Anstieg von 5,84 % darstellt. Windkraftanlagen an Land erreichten einen Wert von 6,266 Cent pro Kilowattstunde, was einem Plus von 1,59 % gegenüber dem Vormonat entspricht, während Offshore-Anlagen bei 6,579 Cent pro Kilowattstunde lagen, was einen Rückgang von 3,31 % im Vergleich zum Juli bedeutet.
Besonders der 3. September stach im vergangenen Monat durch auffällige Preisbewegungen heraus. Bereits im Day-Ahead-Handel stiegen die Preise für die Abendstunden stark an, wobei die Stunde von 19 bis 20 Uhr bei über 600 €/MWh und die darauffolgende Stunde bei über 500 €/MWh gehandelt wurde. Ursache für diese Preisspitze war die im Sommer häufig beobachtete angespannte Marktsituation in den Abendstunden, wenn die Solarproduktion rapide abfällt und nur wenige Stromerzeuger einer hohen Nachfrage gegenüberstehen. Nach mehreren Tagen im August, an denen diese Konstellation zu extrem hohen Intraday-Preisen führte, zeigten sich die Marktteilnehmer am 3. September vorsichtiger. Aufgrund der für die Abendstunden prognostizierten hohen Residuallast von 58 Gigawatt hielten sie sich zurück und setzten präventiv auf ihre Stromproduktion. Diese Vorgehensweise minderte jedoch den Druck auf die Intraday-Preise am Liefertag, die in den betroffenen Stunden etwa 150 €/MWh unter den Day-Ahead-Preisen lagen.
Im Vergleich zu den vorangegangenen Monaten ging die Häufigkeit negativer Preise im September deutlich zurück. Lediglich an einem Tag mussten Betreiber von Anlagen eine Kürzung ihres anlagenspezifischen anzulegenden Werts gemäß § 51 EEG akzeptieren, da die Preise im Spotmarkt für mindestens sechs aufeinanderfolgende Stunden unter null lagen.
Die Preise am Terminmarkt für das Base-Frontjahr starteten den Monat knapp unter der 100-Euro-Marke, erlebten jedoch einen deutlichen Rückgang. Sowohl fundamentale Faktoren wie Erdgas, Kohle und CO2 als auch geopolitische Entwicklungen sorgten dafür, dass der Terminmarkt für einige Wochen in eine Phase der Entspannung überging. Dadurch sanken die Preise für das Base-Frontjahr auf 82,28 €/MWh. Zum Monatsende stabilisierten sie sich bei etwa 87 €/MWh, was weiterhin deutlich über den Spotmarktpreisen für Strom liegt.
Dass der September eine Übergangszeit markiert, zeigte sich auch auf dem Regelenergiemarkt, wo kurzfristige Reserven zur Stabilisierung der Netzfrequenz durch die deutschen Übertragungsnetzbetreiber versteigert werden. Die Verschiebung der Stromproduktion hin zur Windkraft spiegelte sich in einem Anstieg der Preise für negative Reserven während der ersten beiden Zeitscheiben des Tages (Mitternacht bis 8 Uhr) wider. In einigen Nächten führte das hohe Windaufkommen in Kombination mit der geringeren Nachfrage zu einem erhöhten Bedarf an negativer Regelleistung. Zudem senkte die Solarstromproduktion nicht mehr in gleichem Maße die Residuallast während der Mittagsstunden, was zu einem (bislang leichten) Rückgang der Preise für negative Reserven in dieser Zeit führte.
Obwohl der Sommer durch ein sehr hohes Preisniveau geprägt war, gingen die erzielten Preise für nahezu alle Regelenergieprodukte im September, mit Ausnahme der positiven Minutenreserveleistung, etwas von ihren Höchstständen zurück. Anbieter negativer Sekundärregelleistung, wie beispielsweise Biogasanlagen, konnten bei konstanter Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW regelbarer Leistung 11.637 € erzielen, was einem Rückgang von 7,58 % im Vergleich zum Vormonat entspricht.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
Weitere Informationen und Dienstleistungen