Wie sieht die Zukunft der Energiewende in NRW aus? Wie kann der Energiesektor digitalisiert werden? Wie können Politik und Wirtschaft helfen, den Strukturwandel voranzutreiben – weg von der Braunkohle, hin zu Erneuerbaren Energien? Ein politisches Fachgespräch bei Next Kraftwerke in Köln.
Mehrdad Mostofizadeh, Vorsitzender der NRW-Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbands für Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) kamen nach Köln-Ehrenfeld, um sich die Zukunft der Energieversorgung persönlich anzusehen und Hendrik Sämisch, Co-Gründer und Geschäftsführer von Next Kraftwerke erklärte sich gern bereit, diese zu zeigen und zu erklären.
Nach einer Führung durchs Virtuelle Kraftwerk zeigte sich in der anschließenden Fachdiskussion schnell, dass sich die am Gespräch beteiligten Experten in vielen zentralen Punkten gut verständigen konnten. Denn die drängenden Herausforderungen des Strukturwandels von der fossilen zur erneuerbaren Energiewirtschaft werden immer deutlicher spürbar – der Klimawandel erlaubt keinen anderen Weg.
Neben den prosperierenden Erneuerbaren Energien muss sich die Energiebranche zusätzlich der Herausforderung der Digitalisierung stellen. So fordert die Verzahnung von Digitalisierung und Erneuerbaren Energien den gesamten industriellen Sektor heraus, wie Reiner Priggen betonte. Mehrdad Mostofizadeh stimmte zu und bezog auch den Arbeitsmarkt in die anstehenden Umwälzungen mit ein: Auch dieser profitiere durch die neu entstehenden Arbeitsplätze vom Wandel in der Energieversorgung.
Die Energiewende wird vielfach als kostenintensiv und ineffizient kritisiert. Man muss jedoch, so Hendrik Sämisch, die langfristige Perspektive einnehmen: Es braucht Mut zu Investitionen und Ausdauer, um langwierige Projekte durchzuhalten. Bei der Kostenfrage wird zudem nicht berücksichtigt, so Sämisch, dass auch alte Kohlekraftwerke, beispielweise durch die Sicherheitsbereitschaft, indirekt subventioniert werden Es gebe viele weitere Beispiele für diese Form von indirekter Subventionierung des konventionellen Kraftwerksparks, so nannte Sämisch auch die Kosten, die beispielsweise bei der Verlegung der A4 bei Kerpen zur Erweiterung des Braunkohlentagebaus Hambach angefallen seien und die teils aus staatlichen Mitteln aufgebracht wurden.*
Für Mehrdad Mostofizadeh zeige sich der Wandel in der Energiewirtschaft auch darin, dass die besten Ingenieure sich zunehmend für Erneuerbare Energien interessierten. Dies hätten sie zwar auch schon vorher getan –in der alten Energieindustrie habe dies aber niemanden interessiert. Die Betriebsamkeit in Form von Umfirmierungen und Neugründungen bei den alten Energiekonzernen zeigt, dass man jetzt den verpassten Anschluss an die Erneuerbaren Energien und die Digitalisierung sucht.
Für Rainer Priggen ist die Energiewende weitaus mehr als saubere Energiegewinnung: Wenn wir fluktuierende Stromproduktion und schwankenden Stromverbrauch miteinander in Einklang bringen wollen, dann müssen wir Energieerzeugungsanlagen, Lasten und Speichertechnologien intelligent miteinander verbinden. Next Kraftwerke mache dies vor und zeige den Weg in die Zukunft auf.
Insgesamt zogen die eingeladenen Experten ein positives Fazit: Die Mehrheit für den Ausbau Energiewende ist in der Bevölkerung da – sie wird in der Politik nur noch nicht ausreichend umgesetzt. Aus den Zukunftsfragen Dekarbonisierung, Strukturwandel und Digitalisierung sind längst Gegenwartsfragen geworden – Politik, Gesellschaft und Wirtschaft müssen nun die Antworten finden.
* siehe dazu Bericht der Straßen.NRW (abgerufen am 04.05.2017)
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