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von Next Kraftwerke, Anna Koch / 16 Januar 2015
Russland Energiewende Next Kraftwerke

Erneuerbare Energien in Russland

Russland ist im Bereich der Erneuerbaren Energien Schlusslicht der G20-Gruppe. Das Ausbauziel bis 2020, das unter dem ehemaligen russischen Präsidenten Medwedew noch 4,5% betrug, wurde mittlerweile auf nunmehr 2% heruntergesetzt. In Deutschland werden im selben Zeitraum 50% angepeilt.

Die Aussagekraft dieser Zahlen wird jedoch beeinträchtigt durch die russische Besonderheit, die Stromproduktion aus großen Wasserkraftwerken nicht in die Gesamtbilanz der Erneuerbaren Energien des Landes aufzunehmen, obwohl große Wasserkraftwerke heute 17% der gesamtrussischen Stromerzeugungskapazitäten ausmachen. Ohne große Wasserkraftwerke gerechnet beträgt der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstrom- und Wärmeerzeugung in Russland derzeit nur knapp 1 %, dabei könnte das Land potentiell das Vier- bis Fünffache des eigenen Bedarfs aus Erneuerbaren decken. Auf dem Ernst & Young Renewable Energy Country Attractiveness Index bildet Russland das Schlusslicht von 40 Märkten weltweit. Angeführt wird die Liste von China, den USA und Deutschland. Doch woran liegt das?

Für die Trägheit Russlands, was die Bewegung in Richtung Erneuerbarer Energien betrifft, gibt es vor allem drei Gründe:

  • Es entwickelt sich erst seit wenigen Jahren ein Bewusstsein für den Umgang mit Rohstoffen. Etwa seit dem Kopenhagener Klimagipfel entwickelt sich in Russland ein öffentliches Bewusstsein dafür, dass der Klimawandel ein reales Problem ist, auf das aktiv Einfluss genommen werden kann. Im Vorfeld dieser medial sehr präsenten Konferenz wurden der Klimawandel und Erneuerbare Energien in der Zivilbevölkerung kaum thematisiert. Auch in Politik und Wirtschaft stieß der Umstieg auf regenerative Energien lange auf Skepsis. Selbst heute wird der Ausstieg aus den fossilen Energien "immer noch als etwas Fremdes gesehen“.
  • Die fossile Energiewirtschaft bildet das Rückgrat der russischen Volkswirtschaft. Allein die Einnahmen aus dem Ölsektor machen fast 40% des russischen Staatshaushaltes aus. Die Tatsache, dass ein Land über einen großen Ressourcenreichtum verfügt, muss jedoch kein Grund dafür sein, dass Erneuerbare Energien eine entsprechend unbedeutende Rolle einnehmen. Das beweisen Länder wie die USA oder auch Norwegen. Dennoch bedeutet es natürlich, dass große Interessengruppen hinter den fossilen Energien stehen. Diese Monopolstellung gilt es aufzuweichen, um eine Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien zu erreichen.
  • Die Erneuerbaren erhalten, im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern, nur eine sehr geringe staatliche Förderung. Auch sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine russische Energiewende bisher nur bedingt geschaffen. So sind für 2013 bis 2020 lediglich 37 Mio. Euro für die Entwicklung der Nutzung von Erneuerbaren Energien eingeplant. Dies hat natürlich zur Folge, dass regenerative Energien zunächst sehr viel teurer sind als herkömmliche. Zudem müssen sich Wirtschaftsunternehmen oder andere Investoren finden, die bereit sind, in Projekte zu investieren. Als Fördersystem führte Russland im April 2013 ein Auktionsmodell für Erneuerbare-Energien-Projekte ein. Es handelt sich dabei um ein Modell, das beispielsweise auch in Brasilien Anwendung findet und bei dem diejenigen den Zuschlag erhalten, die die geringsten Kosten pro Kilowatt an installierter Leistung bieten. Sie erhalten dann eine garantierte Vergütung für einen Zeitraum von 15 Jahren. Voraussetzung für staatliche Förderung ist zudem, dass ein gewisser prozentualer Anteil einer jeden Anlage in Russland hergestellt wurde. Damit soll eine Wertschöpfung im eigenen Land erreicht werden. Für den einzelnen Betreiber bedeutet dies unter Umständen jedoch höhere Kosten.

Laut dem Ministerium für Industrie und Handel entfallen auf Windkraft, Photovoltaik, Biogas und Biomasse lediglich 0,3% an der gesamten Stromproduktion. Derzeit sind nur 3 MW Solarleistung am Netz – zum Vergleich: in Deutschland ist es 11.000-mal so viel.
Dabei ist es bemerkenswert, wie gut die Voraussetzungen für die Nutzung von Solar- und Windenergie eigentlich sind. Teilweise sind sie deutlich besser als in Mitteleuropa: „Russland bietet mit 1300 bis 1400 Kilowattstunden weit höhere Solarerträge als etwa Mitteleuropa, mit seinen rund 1000 Kilowattstunden Einstrahlung pro Quadratmeter.“ Erklärte Oleg S. Popel, Leiter des Laboratoriums für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Moskau, dem Fachmagazin neue energie.

Daten der Erneuerbare Energien in Russland

Wasserkraft: 47,8 GW
Biomasse: 10 MW
Wind: 16 MW
Solar: 3 MW
Ausbauziel 2020: 6 GW (2,5%)
Stromverbrauch: 1031,2 TWh

Stand: Anfang 2014

Fotonachweis: Peretz Partensky

 

Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.

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