Heute stellen wir das Team Dataforce vor, welches bei Next Kraftwerke die Anlagen unseres Virtuellen Kraftwerks überwacht. Product Ownerin Yanrong Wang gibt uns Einblicke in die Entwicklung innovativer Tools und verrät, was in der Tech-Branche den Unterschied macht.
Jennifer Ziller: Kannst du uns kurz deinen Werdegang erläutern?
Yanrong Wang: Ich habe meinen Bachelor in Elektrotechnik an der China Agriculture University in Peking und anschließend in Deutschland meinen Master in Energie- und Automatisierungstechnik abgeschlossen. Nach dem Masterstudium Abschluss habe ich zunächst als Systementwicklungsingenieurin und danach als Product Ownerin für ein Mobile-Datenerfassungssystem gearbeitet. Es ging hier um Funkzähler- und NBioT Systeme sowie Smart Metering. Während dieser Zeit habe ich SCRUM-Weiterbildungen gemacht und ein Scrum Product Owner-Zertifikat erworben.
Jennifer Ziller: Und dann bist du bei Next Kraftwerke eingestiegen?
Yanrong Wang: Ja, ich hatte Lust auf neue Herausforderungen. Mein Studiensschwerpunkt lag auf erneuerbaren Energien und ich wollte wieder in diesem Bereich arbeiten. Außerdem war ich neugierig auf eine neue Arbeitskultur und Kolleg_innen. Unsere Tochter war damals schon sieben Jahre alt, was mir den Wechsel erleichtert hat. Ich arbeite nun seit etwas mehr als einem Jahr hier. Mein Entwicklerteam - DataForce - wurde kurz nach meinem Einstieg bei Next ins Leben gerufen. Einige von uns sind zu einem ähnlichen Zeitpunkt gestartet, so haben wir nach und nach in den letzten zwölf Monaten unser Team aufgebaut. Mittlerweile sind wir vier Entwickler_innen, ein_e Agile Coach und ich. Bewerbungen sind willkommen! 😊
Jennifer Ziller: Euer Team arbeitet am Monitoring von Anlagen und der Analyse von Live-Daten. Was genau sind eure Aufgaben?
Yanrong Wang: Unser Hauptziel ist ein effizientes Monitoring der rund 17.000 Anlagen unseres Portfolios. Alle Anlagen, die an unser VPP-Leitsystem angeschlossen sind, senden eine sogenannte live infeed value (Live-Daten). Diese Live-Daten werden benötigt, damit wir die Einspeisemengen der Anlagen prognostizieren und die Energie an den unterschiedlichen Strommärkten handeln können. Neben den Kurzfristmärkten platziert Next Anlagen auch in der Regelenergie. Diese wird benötigt, kurzfristige Netzfrequenzschwankungen auszugleichen und das Stromnetz stabil zu halten.
Mein Team entwickelt Tools, anhand welcher wir die Live-Daten der Anlagen analysieren, ihren Status prüfen und Probleme wie Verbindungsabbruch, defekte Signale oder eingefrorene Werte frühzeitig erkennen. Ziel ist es, Anlagen schnell zu entstören, um erneut gültige Live-Daten zu erhalten, welches ja Grundvoraussetzung für die Integration der Anlagen in die Strommärkte ist.
Jennifer Ziller: Was überwacht ihr konkret?
Yanrong Wang: Wir prüfen in active power (kWh) Live-Daten und den Status der Anlagen. Sprich, wir prüfen, ob die Anlage eine gute Verbindung zu unserem Leitsystem hat und ob die Live-Daten gültig und plausibel sind. Im Bereich der Regelenergie prüft mein Team, ob die Anlagen korrekt reagieren und die angeforderte Regelenergiemenge liefern oder ob es Defekte gibt, die ihre Funktion beeinträchtigen könnten.
Jennifer Ziller: Ihr habt ein neues Tool entwickelt. Wie unterscheidet es sich von der bisherigen Lösung?
Yanrong Wang: Unser neues Tool ist leistungsfähiger. Es erkennt komplexere Probleme, wie das frozen value-Problem, wenn ein Datenwert einfriert. Das war mit dem alten System schwer zu diagnostizieren, wird jetzt aber automatisch markiert. Das neue Tool bietet zudem weitere Funktionen, beispielsweise vergleichen wir unsere live value mit der live value des Verteilnetzbetreibers und zeigen die Abweichung an. Damit kann man unplausible Werte oder Konfigurationsfehler von Anlagen erkennen. Wir können Probleme frühzeitig erkennen und gezielt reagieren. Das spart Zeit bei der Fehlerbehebung und verbessert die Zuverlässigkeit der Anlagen. Das System ist außerdem flexibel genug, um internationale Projekte wie unsere Windkraftanlagen in Frankreich oder unsere belgischen Regelenergieanlagen zu unterstützen.
Jennifer Ziller: Was findest du an deinen Projekten besonders spannend?
Yanrong Wang: Es ist großartig, etwas völlig Neues zu entwickeln und zu sehen, wie aus einer Idee ein funktionierendes Produkt wird. Unser Tool verbessert nicht nur die Funktionsweise der Anlagen sowie die Entstörungsprozesse, sondern trägt auch indirekt zur Stabilität des Stromnetzes bei – das macht die Arbeit besonders erfüllend, weil wir damit ja auch einen Beitrag für das Vorankommen der Energiewende leisten.
Jennifer Ziller: Ihr arbeitet agil – wie äußert sich das?
Yanrong Wang: Wir arbeiten in zweiwöchigen Sprints und reflektieren regelmäßig in Retrospektiven. Unser Agile Coach unterstützt uns dabei. Das Vertrauen und die Offenheit im Team machen die Zusammenarbeit besonders effektiv. Man merkt das zum Beispiel an der Art, wie unsere Entwickler_innen zusammenarbeiten, im Pair-Programming. Hierbei arbeiten zwei Entwickler_innen an einer Aufgabe. Eine Person programmiert, während die andere zusieht und Feedback gibt. Nach einer Weile tauschen sie die Rollen. Vor dem Start besprechen sie die Anforderungen und machen gemeinsam einen Plan. Das Pairing ist eine super Methode, um Wissen zu teilen und Fehler frühzeitig zu erkennen.
Jennifer Ziller: Wie sieht dein Tagesablauf als Product Ownerin aus?
Yanrong Wang: Mein Tag beginnt meistens mit unserer SCRUM-Routine: Um 9 Uhr treffen wir uns zum Daily. Hier tauschen wir die Ergebnisse des Vortages aus, besprechen unseren Plan für den aktuellen Tag und klären mögliche Hindernisse oder offene Fragen. Dieses Meeting gibt uns einen klaren Fokus und hilft uns, die nächsten Schritte zu koordinieren. Danach bin ich meist mit unseren Stakeholdern im Austausch – dazu gehören die Teams, die für die technische Integration der Anlagen zuständig sind und unser Solution & Operations Team sowie die Kolleg_innen aus dem Trading. Wir sprechen über ihre Anforderungen, beantworten konkrete Fragen oder sammeln Feedback zu unseren bisherigen Ergebnissen. Regelmäßige UX-Interviews sind ebenfalls wichtiger Bestandteil, um sicherzustellen, dass unsere Lösungen wirklich nutzerzentriert sind. Ich organisiere Reviews, bei denen wir alle zwei Wochen die Ergebnisse unserer Sprints präsentieren.
Jennifer Ziller: Gibt es auch Phasen, in denen ihr an langfristigen Themen arbeitet?
Yanrong Wang: Ja, in ruhigeren Phasen konzentrieren wir uns auf die Stabilität, Performance und Sicherheit des Systems. Wir testen, wie robust unser System ist und planen Verbesserungen. Ein großer Teil meiner Arbeit ist die Roadmap – wir arbeiten mit einer Einteilung in „now, next, later“. Für das aktuelle Quartal sind die Ziele sehr konkret, während für die nächsten Quartale die Anforderungen noch etwas offener sind.
Jennifer Ziller: Welche besonderen Herausforderungen erlebst du in deiner Rolle als Schnittstelle zwischen verschiedenen Teams?
Yanrong Wang: Eine der größten Herausforderungen ist die Kommunikation und Abstimmung zwischen den verschiedenen Teams und Stakeholdern. Oft geht es darum, Priorisierungen zu ändern und zu erklären, warum bestimmte Themen jetzt wichtiger sind als andere. Das erfordert Fingerspitzengefühl und ein gutes Verständnis für die Bedürfnisse aller Beteiligten.
Außerdem ist es entscheidend, die Anforderungen der Stakeholder richtig zu verstehen. Häufig bekomme ich eine Beschreibung wie „Ich möchte, dass das Tool so und so funktioniert“, aber für mich ist es wichtiger zu verstehen, warum sie das möchten. Welches konkrete Ergebnis wollen sie mit der neuen Funktion erreichen? Manchmal entspricht die vorgeschlagene Lösung nicht dem optimalen Weg, um das Ziel zu erreichen. Ich arbeite daran, eine gemeinsame Sprache zu finden, um alle auf das gewünschte Ergebnis auszurichten.
Jennifer Ziller: Vielen Dank, Yanrong, für die interessanten Einblicke.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
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