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Lesedauer: 3 min.
Esmeralda Peleman von Peleman Industries vor Batteriespeicher

Windkraft plus Batterie als Puffer gegen die Energiekrise

Im typisch belgischen Winternebel blickt Esmeralda Peleman, Geschäftsführerin von Peleman Industries, zufrieden auf den 2-MWh-Batteriespeicher, hinter dem sich zwei Windräder gemächlich drehen. „Wir nutzen die Batterie schon seit fast fünf Jahren, um unseren Eigenverbrauch zu erhöhen, aber die letzten 18 Monate waren verrückt“, sagt sie.

Inhaltsverzeichnis

  1. Kennzahlen

Als Hersteller und Lieferant von hochwertigen Printprodukten benötigt das Unternehmen viel Strom. Da Strom aus dem Netz teurer ist als lokal erzeugter Strom, suchte Peleman schon früh nach Unterstützern aus dem Energiesektor. Zuerst an Bord: Der niederländisch-belgische Stromproduzent Eneco, der den Übergang zu erneuerbaren Energien engagiert vorantreibt. Der Bau von insgesamt vier Windrädern im Industriepark durch Eneco, zwei davon auf dem Gelände von Peleman, war der erste Schritt, um die Energieautarkie des Areals zu erhöhen und den steigenden Energiepreisen und Netzgebühren Einhalt zu gebieten. Doch aus wirtschaftlichen Gründen und vor allem wegen seiner Nachhaltigkeitsziele wollte Peleman noch mehr. Gesucht wurde eine Möglichkeit, den Eigenverbrauch der lokal produzierten Windenergie weiter zu erhöhen.

„Wir hatten mit den Windrädern vor Ort bereits eine Eigenverbrauchsquote von rund 75 % erreicht, aber um diesen Anteil weiter zu erhöhen, brauchten wir ein Speichersystem“, erklärt Iwein Goigne, General Manager von Eneco Solar Belgien. „Das Problem war, dass sich die Investitionskosten für die Einrichtung eines geeigneten Batteriespeichers vor Ort nicht durch die weiteren Einsparungen aufgrund des erhöhten Eigenverbrauchs amortisiert hätten. Wir mussten also eine andere Einnahmequelle für die Batterie finden.“

Die Idee, die Kapazität der Batterie für Systemdienstleistungen anzubieten, war geboren, und Next Kraftwerke kam mit ins Boot. Heute stellt die Batterie dem belgischen Übertragungsnetzbetreiber Elia wertvolle Primärregelleistung (PRL) zur Verfügung und hilft so, das Netz stabil zu halten, wenn unerwartet hohe oder niedrige Stromeinspeisungen zu Ungleichgewichten führen. Die Vergütung für diese Dienstleistung kommt von Next Kraftwerke, die die Batterie in die PRL-Flotte ihres Virtuellen Kraftwerks aufgenommen haben und deren Kapazität täglich auf dem Regelenergiemarkt anbieten. Erstaunliche 80 % der Batteriekapazität, also rund 1,6 MWh, können für die Primärregelleistung genutzt werden. Da es sich bei PRL um ein symmetrisches Produkt handelt, jeder Reserveanbieter also jederzeit in der Lage sein muss, die Stromerzeugung oder den Stromverbrauch nach oben und unten zu regeln, wird die Batterie zu etwa 70 % mit Strom aus den nahe gelegenen Windkraftanlagen geladen. Die restliche Lade- und Entladekapazität wird anschließend auf dem Regelenergiemarkt ausgeschrieben und vom Netzbetreiber genutzt, um physikalische Ungleichgewichte der Netzfrequenz innerhalb von Millisekunden auszugleichen. 

„Next Kraftwerke hat sich bei der Umsetzung des Projekts als sehr flexibel erwiesen und uns dabei geholfen, den Eigenverbrauch zu erhöhen und zugleich Primärregelleistung anzubieten“, fügt Iwein Goigne hinzu. „Darüber hinaus hat uns die Erfahrung von Next Kraftwerke im Umgang mit Primärregelleistung aus kleinen und mittelgroßen Anlagen davon überzeugt, einen zuverlässigen Partner gefunden zu haben. Die Zusammenarbeit hat bisher sehr gut funktioniert.“

Die Frage danach, ob sich die Investition in die Batterie durch die Kombination der zwei Nutzungskonzepten gelohnt hat, ist für Esmeralda Peleman eindeutig zu beantworten: „Die Zahlen sahen schon in den letzten Jahren gut aus“, erklärt sie. „Und dann kam die Energiekrise und zeigte das wahre Potenzial unseres Versorgungskonzepts. Die Windkraftanlagen und die Batterie haben es uns ermöglicht, die Stürme auf den Energiemärkten zu überstehen. Ein großer strategischer Vorteil.“

Heute kommen je nach Monat nur noch 5-20 % des vor Ort benötigten Stroms aus dem Netz, der gesamte Reststrombedarf wird flexibel von Eneco bezogen. Die Batterie hat die Eigenverbrauchsquote um weitere 8-15 % erhöht und macht Peleman noch unabhängiger von dem allgegenwärtigen Krisenmodus, in dem sich andere industrielle Verbraucher befinden. Esmeralda Peleman will diesen Vorteil nun ausbauen und mit anderen teilen. „Peleman ist Teil eines regionalen Konsortiums, das sich zum Ziel gesetzt hat, die CO2-Emissionen von gewerblichen und industriellen Verbrauchern um 50 % zu reduzieren. Dieses Geschäftsmodell ist ein perfektes Beispiel dafür, warum Investitionen in Cleantech und Nachhaltigkeit auch in finanzieller Hinsicht eine hervorragende Idee sind. Wir arbeiten daran, die Lösung weiterzuentwickeln und auch andere daran teilhaben zu lassen.“
 

Kennzahlen

2 Windkraftanlagen auf dem Gelände von Peleman Industries, die von Eneco betrieben werdenKapazität je 2,3 MW
Kapazität des Batteriespeichersystems2 MWh
Maximale Leistung des Batteriespeichersystems2 MW
Batteriespeichersystem bereitgestellt von Alfen N.V.Lithium-Ionen-Batterielösung