Auch Next Kraftwerke hat sich an der Diskussion um das zukünftige Strommarktdesign beteiligt und eine Stellungnahme beim Bundeswirtschaftsministerium eingereicht.
Köln, 27. Februar 2015. Next Kraftwerke als Betreiber eines der größten virtuellen Kraftwerke Deutschlands begrüßt grundsätzlich die Bestrebungen des Grünbuchs, den Strommarkt weiter zu entwickeln und diesen auf die weitere Integration dezentraler und erneuerbarer Energieanlagen sowie auf die verstärkte Nutzung steuerbarer Lasten auszurichten. Wir stimmen in großen Teilen der Analyse des Ist-Zustandes zu, wie sie das Grünbuch vornimmt. Ebenfalls teilen wir in großen Teilen die Vision eines zukünftigen Strommarkts, wie sie im Grünbuch aufscheint. Wir sind davon überzeugt, dass die gewohnte Versorgungssicherheit in Deutschland auch bei einem weiteren Anstieg des Anteils von Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung gewahrt bleiben kann. Dazu sind jedoch beträchtliche Änderungen am bestehenden Strommarktdesign notwendig.
Derzeit ist kein Marktversagen des Energy-Only-Markts zu beobachten. In den letzten Jahren haben bereits die heute moderaten Preissignale des Energy-Only-Markts ausgereicht, um neue Flexibilitätsoptionen zu heben und dem Stromsystem zur Verfügung zu stellen. Aus unserer Sicht ist es entscheidend für die Integration weiterer Flexibilitätspotentiale (Lastmanagement, Netzersatzanlagen, Stromspeicher, Erdgas-KWK, Power-to-Heat, Power-toGas etc.), dass marktliche Knappheitssignale entstehen, um einen Anreiz für notwendige Investitionen zu setzen. Eine Schaffung von Investitionsanreizen über einen Kapazitätsmarkt verursacht zunächst zusätzliche direkte Kosten im Stromerzeugungssystem über einen EnergyOnly-Markt hinaus. Sieht man sich die bisherigen Positionen in der Debatte um einen Kapazitätsmarkt an, liegt die Vermutung nahe, dass dieser ohnehin keine neuen Technologien und Innovationen fördert, sondern den Status Quo im konventionellen Kraftwerkspark zementieren würde. Eine Weiterentwicklung des Energy-Only-Markts ohne Einführung eines Kapazitätsmarkts sehen wir daher als sinnvoll an.
Die bestehenden Regel- und Ausgleichsenergiemechanismen bieten eine hohe Planungs-und Systemsicherheit. Betrachtet man die Entwicklung der deutschen Regelenergiemärkte in den letzten fünf Jahren, so fällt auf, dass
Diese begrüßenswerten Entwicklungen sind durch behutsame Anpassungen der Ausschreibungsbedingungen mit dem Ziel der Stärkung einer wettbewerblichen Situation auf Regelleistungsmärkten und durch verstärkte Marktanreize zur Bilanzkreisbewirtschaftung, sichtbar durch eine erhöhte Liquidität am Intradaymarkt, ermöglicht worden. Nach unserer Auffassung sollte exakt dieser erfolgreiche Weg in Zukunft fortgesetzt werden.
Die in virtuellen Kraftwerken gebündelten Kapazitäten werden in vielen Debatten vernachlässigt und sollten in Zukunft stärker als systemrelevante Mengen berücksichtigt werden. Der Prozess zur Bestimmung des Umfangs der notwendigen Reservekraftwerke sollte transparent erfolgen. Zur Bereitstellung der notwendigen Kapazitäten sollten auch regional marktorientierte Instrumente entwickelt werden. Die Teilnahme sollte mit geringen Mindestgrößen und gepoolten Anlagen möglich sein, die die sonstigen technischen und standortspezifischen Mindestkriterien erfüllen. Innovative Konzepte könnten somit noch mehr Systemverantwortung übernehmen.
Die im Rahmen der gemeinsamen Ausschreibung zu abschaltbaren Lasten ausgeschriebenen Mengen werden derzeit nicht gedeckt, da zu wenige Anbieter am Markt bestehen. Die Verordnung sollte daher kritisch evaluiert werden. Die Funktionen der AblaV können über die Regelenergiemärkte und weitere bestehende Marktinstrumente abgedeckt werden.
Eine Überarbeitung der Teilnahmebedingungen zum Redispatch befürworten wir. Mit einer Reduzierung der Mindestgröße von 50 MW auf 5 MW und der Möglichkeit eines regionalen Poolings können dezentrale Anlagen einen wesentlichen Beitrag leisten. Dies empfehlen wir unter der Bedingung, dass der Redispatch grundsätzlich zu einer marktorientierten Maßnahme weiterentwickelt wird.
Laststeuerung besitzt in Deutschland ein großes Potential. Derzeit stehen hohen regulatorischen und organisatorischen Hürden vergleichsweise geringe Erlöspotentiale gegenüber. Eine umfassende Implementierung von Lastmanagement kann daher erst bei entsprechenden Marktpreissignalen erfolgen. Darüber hinaus stehen einer großflächigen Implementierung von Lastmanagement regulatorische und organisatorische Hürden im Weg:
Next Kraftwerke vermarktet bereits heute die flexible Stromerzeugungskapazität von
Netzersatzanlagen, wie etwa Notstromaggregaten, aktiv am Regelleistungsmarkt. Durch die flächendeckende Einbeziehung dieser bestehen Anlagen („Eh-Da-Kapazitäten“) können Lastspitzen bedient werden, ohne dass zusätzlich Kraftwerke für geringe Benutzungsstunden vorgehalten werden müssen.
Hocheffiziente KWK-Anlagen, die flexibel in den Markt integriert sind, sind ein wichtiger Baustein der Energiewende. Mit den derzeitigen Regelungen können die KWK-Ziele nicht erreicht werden. Die wenigen wirtschaftlich lukrativen Konzepte sind in der Regel auf eine Objektversorgung mit Eigenverbrauch und nicht auf eine systemdienliche Fahrweise ausgerichtet. Eine Weiterentwicklung des KWK-G ist zwingend notwendig. Hierbei sollte eine stärkere Marktintegration gefordert bzw. gefördert werden, sodass KWK-Anlagen intelligent vernetzt einen Systembeitrag leisten können.
Die in virtuellen Kraftwerken gebündelten Kapazitäten werden in vielen Debatten vernachlässigt und sollten in Zukunft stärker als systemrelevante Mengen berücksichtigt werden. Durch virtuelle Kraftwerke werden dezentrale Stromerzeuger und -verbraucher in den Markt integriert und in die Lage versetzt Systemverantwortung zu übernehmen. Bereits heute haben virtuelle Kraftwerke bewiesen, dass sie diese Rolle sehr zuverlässig, bspw. in Form von Regelenergiebereitstellung, übernehmen. Durch die intelligente Vernetzung können Anlagen sehr schnell und zuverlässig reagieren und besitzen auch die Möglichkeit fast flächendeckend Systemdienstleistungen bereitzustellen. Für eine höhere Akzeptanz von virtuellen Kraftwerken erachten wir daher eine Zertifizierung der technischen Leistungsfähigkeit sowie der Systemsicherheit von virtuellen Kraftwerken als sinnvoll.
Das Original der eingereichten Stellungnahme von Next Kraftwerke können Sie auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums einsehen.
Lotte Lehmbruck
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